Mein erstes Semester als Heimvertreterin | Thomas Morus Haus

Vor einigen Monaten habe ich mich gemeinsam mit meinem Team als Heimvertreterin aufstellen lassen – eine Entscheidung, die nicht spontan getroffen wurde, sondern aus vielen Gesprächen, Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen gewachsen ist. Heute, ein Semester später, möchte ich meine bisherigen Erfahrungen teilen und einen kleinen Einblick geben, wie sich die Rolle als Heimvertreterin anfühlt, was sie mit sich bringt – und warum ich diese Entscheidung kein Stück bereue.

Der Anfang einer Idee
Die Idee, mich zur Wahl aufstellen zu lassen, entstand nicht über Nacht. Ich wohne mittlerweile seit mehreren Jahren in diesem Studentenheim und habe dadurch viele verschiedene Phasen miterlebt – Zeiten, in denen alles gut lief, aber auch Phasen, in denen nicht alles optimal lief. Besonders in Gesprächen mit anderen Bewohner*innen wurde immer wieder deutlich, dass es einige Missstände gibt, die lange unbeachtet geblieben sind. Manche fühlten sich nicht gut informiert, andere hatten das Gefühl, dass ihre Anliegen nicht gehört werden. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich fragte mich: Wieso warten, dass sich etwas ändert? Warum nicht selbst die Initiative ergreifen?

Veronika


Der Wahlkampf – Teamgeist und Motivation
Als wir beschlossen, uns aufzustellen, ging alles plötzlich ganz schnell. Mein Team und ich waren hochmotiviert: Wir haben Plakate gestaltet, Gruppenfotos gemacht und viele Bewohner*innen persönlich angesprochen, um sie für unsere Ideen und Ziele zu begeistern. Uns war wichtig, transparent und offen aufzutreten – und den Leuten zu zeigen: Wir hören euch zu und wir wollen wirklich etwas verändern. Die Wahlbeteiligung war erfreulich hoch, und am Ende konnten wir mit deutlicher Mehrheit gewinnen. Dieser Erfolg war nicht nur ein schöner Moment, sondern auch ein starkes Zeichen des Vertrauens – und natürlich der Startschuss für unsere Arbeit.

Von Worten zu Taten
Schon kurz nach der Wahl wurde uns klar: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Wir wollten nicht nur leere Versprechungen machen, sondern wirklich etwas bewirken. Ganz oben auf unserer Todo-Liste standen die Küchen – sie sind das Herzstück jedes Stockwerks und werden von den meisten Bewohner*innen genutzt. Ich habe mit allen Küchensprecher*innen einzeln gesprochen und mir ihre Anliegen angehört und alles sorgfältig mitgeschrieben, um gezielt Lösungen zu erarbeiten. Parallel dazu erreichten uns weitere Anfragen und Wünsche – vom Wunsch nach mehr Ausstattung im Fitnessstudio bis hin zu einer besseren Organisation im Lernzimmer. Um all das umsetzen zu können, mussten wir natürlich auch das Budget im Blick behalten. Deshalb habe ich mich mit unserem Kassierer zusammengesetzt und überlegt, wie wir das uns zur Verfügung stehende Geld – jährlich 30€ pro Bewohner*in – möglichst sinnvoll und fair einsetzen. Was ich besonders positiv finde: Unser Kassierer sorgt für volle Transparenz. Einmal im Monat schickt er einen übersichtlichen Bericht in unsere WhatsApp-Gruppe, in dem genau aufgelistet wird, wofür wie viel Geld ausgegeben wurde und wie viel Budget aktuell noch zur Verfügung steht. So bleibt für alle nachvollziehbar, wohin das Geld fließt – und die Bewohner*innen sehen, dass ihr Beitrag tatsächlich für sinnvolle und sichtbare Verbesserungen im Heim verwendet wird.

Zwischen Herausforderungen und Erfolgen
Natürlich läuft nicht alles immer glatt. In der Rolle als Heimvertreterin muss man lernen, Entscheidungen zu treffen, mit denen nicht jeder zu 100% einverstanden ist. Kompromisse sind unvermeidlich. Auch Kritik gehört dazu, manchmal berechtigt, manchmal auch nicht – wichtig ist, ruhig zu bleiben und den Dialog zu suchen. Denn letztlich arbeiten wir für das Allgemeinwohl.
Was mich besonders freut, ist das Feedback: Viele Bewohner*innen sagen, dass sie sich zum ersten Mal wirklich wahrgenommen fühlen und dass die Heimvertretung präsenter und aktiver geworden ist. Auch vom Techniker kam Lob – er meinte, dass das Heim aktuell sehr gut organisiert sei. Solche Rückmeldungen sind echte Motivation.

Mein Fazit
Rückblickend kann ich sagen: Die Rolle als Heimvertreterin bringt Verantwortung mit sich, verlangt Geduld, Organisationstalent und den Mut, Dinge anzupacken. Ein gutes Team ist dabei unerlässlich, genauso wie ein gewisses Maß an Erfahrung mit dem Heimleben. Für mich persönlich war dieses erste Semester nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine persönliche Weiterentwicklung. Ich habe gelernt, Kritik konstruktiv zu nutzen und Verantwortung zu übernehmen. Und das Beste daran: Ich sehe, dass unser Einsatz wirklich etwas bewegt.